Vorstellung der Arbeit der Schuldnerberatung durch die AWO - Vortrag Herr Korzinovski und Herr Brandt
Protokoll:
Herr Korzinovski erklärt, dass die AWO seit 20 Jahren die Schuldnerberatung im Landkreis Helmstedt übernimmt. Seit einem Jahr ist Herr Brandt, der den folgenden Vortrag übernimmt, Fachkraft für die Schuldnerberatung.
Herr Brandt gibt einen kurzen Einblick in seinen Lebenslauf. Er gibt rund 20 Jahre Berufserfahrung mit.
In einer Präsentation stellt er seinen Arbeitsalltag in der Schuldnerberatung vor. Er erklärt, dass Schulden jeden treffen können und er die komplette Bandbreite der Gesellschaft berät.
Die Präsentation ist dem Protokoll beigefügt.
Frau Dittmar verlässt um 17.17 Uhr die Sitzung.
Frau Klein erkundigt sich, ob Herr Brandt viele Beratungen in Frauenhäusern durchführt.
Herr Brandt erklärt, dass er im Jahr 2023 bereits sechs Beratungen dort hatte.
Herr Weber möchte wissen, welches Klientel in Helmstedt die Beratungen von Herrn Brandt aufsucht.
Herr Brandt erklärt, dass in Helmstedt keine Auffälligkeiten bei den Ratsuchenden zu verzeichnen sind. Wie bei vorherigen Stationen seines Berufslebens kämen Menschen mit unterschiedlichen finanziellen Hintergründen zu ihm, sowohl Arbeitslose als auch Professoren.
Frau Bosse möchte wissen, wie sich ein Insolvenzverfahren gestaltet, wenn beispielsweise eine Person in einer Ehe nicht mitgehen will.
Herr Brandt erklärt, dass Menschen nur für das verantwortlich sind, was sie selbst unterschrieben haben, Eheleute sind nicht automatisch für die Schulden des Partners verantwortlich.
Herr Zogbaum verlässt die Sitzung um 17.35 Uhr.
Herr Hartmann möchte wissen, ob Herr Brandt nur Privatleute berät und ob die Regelinsolvenz drei Jahre beträgt.
Herr Brandt bestätigt beides. Er dürfe nur Privatleute, keine Geschäftsinhaber beraten.
Frau Klein fragt, wer die Schuldnerberatung aufsucht, ob es mehr Männer oder Frauen seien oder auch viele Alleinerziehende.
Herr Brandt erklärt, dass es häufiger Frauen seien, die einen Weg aus dem Schuldenproblem suchen. 52% der Personen sind im Leistungsbezug, etwa 30% der Ratsuchenden sind alleinerziehend.
Herr Korzinovski erklärt, dass es eine tagesaktuelle Übersicht von der Bundesstatistik gibt, bei der man genaue Zahlen nachsehen kann.
Herr Hartmann möchte wissen, ob der persönliche Stolz für Personen mit islamischem Hintergrund ein Hinderungsgrund sei, Hilfe von der Schuldnerberatung in Anspruch zu nehmen.
Herr Brandt erklärt, dass ihm dies bisher nicht aufgefallen ist. Er habe auch schon Beratung im Beisein eines Dolmetschers durchgeführt. Wichtig sei es für Ratsuchende zunächst einen Weg zu Hilfe zu finden. Manche Personen schlafen vor dem Termin nicht. Er versucht den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und keine Vorwürfe zu machen. Er könne Vorschläge für Lösungen machen, sei aber kein Betreuer.
Herr Hartmann erkundigt sich, ob die Ratsuchenden mit strukturierten Unterlagen zu Herrn Brandt kommen.
Herr Brandt berichtet, dass etwa 85% Personen mit strukturieren Unterlagen und Ordnern zu ihm kommen.
Frau Bosse fragt, wie viele Erstberatungen in der Schuldnerberatung der AWO im vergangenen Jahr durchgeführt wurden.
Herr Brandt erklärt, dass es im vergangenen Jahr 185 Erstberatungen waren, die Zahl aber im Vergleich zu vor der Coronapandemie deutlich abgerutscht ist. Zwar gab es das Angebot während der Pandemie, Beratung am Telefon oder Videokonferenzen durchzuführen, aber die Menschen zögen eine Beratung von Angesicht zu Angesicht vor. Inzwischen steigt die Zahl der Erstberatungen wieder, allein an diesem Tag hatte Herr Brandt fünf Gespräche.
Frau Liebermann erkundigt sich, ob die Präsentation dem Protokoll beigefügt wird.
Herr Korzinovski bestätigt dies. Er fügt hinzu, dass die Regierung dahingehend gut gehandelt hätte, dass die Energieversorger in diesem Jahr die Versorgung nicht absperren durften, so sei der Druck auf viele säumige Zahler nicht so hoch gewesen. Neben den Erstberatungen hat die Schuldnerberatung rund 1.000 laufende Fälle pro Jahr. Wenn Ratsuchende allerdings aggressiv auftreten, würden Termine auch abgebrochen werden, da sie aufsuchende Beratungsstelle nicht über einen Sicherheitsdienst verfügt. Die AWO übernimmt seit 20 Jahren die Schuldnerberatung, diese würde gut funktionieren, auch die Finanzierung. Er würde es allerdings begrüßen, wenn auf die Ausschreibung verzichtet werden würde und die AWO direkt beauftragt werden würde.
Frau Kretschmann erklärt, dass eine Ausschreibung aus vergaberechtlichen Gründen erforderlich wäre. Bei Überschreitung eines gewissen Betrages müsse EU-weit ausgeschrieben werden.
Herr Korzinovski erklärt, dass man eventuell auch einen anderen Weg finden könne. Wenn das Personal sich nicht mehr auf die begrenzte Zeit einlassen würde, könnte sich dieses Vorgehen nachteilig entwickeln.
Herr Spindler geht auf den Vortrag von Herrn Brandt ein und erklärt, dass er positiv erstaunt ist, dass Ratsuchende in der Regel nach 14 Tagen bereits einen Termin erhalten. Früher hätte dies oft viel länger gedauert.
Herr Korzinovski bestätigt dies, zuvor hätte die Wartezeit rund drei Monate gedauert und damit sei die Schuldnerberatung in Helmstedt schon recht gut gewesen. In Wolfsburg warten Ratsuchende oft bis zu einem halben Jahr. Nun müsse man die Entwicklung abwarten, da die Coronapandemie vermutlich zu mehr Verschuldung geführt hat, die auch das Bürgergeld nicht verhindern kann.
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